Das Tagebuch von Anton vom Fuße des Westerwaldes

 

Kuschelorgie...  ...mit Frauchen...  ...am Silvesterabend  Totale Entspannung...  ...garantiert  Daheim...  ...finde ich es...  ...mein Reich...  ...im Schnee...  ...toll  Adendorfer Runde  Ich komm ja schon  Schmuseminute im Schnee  Jetzt geht's zur�ck  Baum mit Hund Was heisst hier: Such Frauchen?  Da soll ich rauf?  Zu hoch!  Ach das soll ich!  Schneepantoffeln
Anton

<<<... Wie erwartet war Silvester halb so schlimm! Einerseits ist im Kurviertel von Bad Driburg nicht gerade der Teufel los, wenn es um das Knallen geht, andererseits hatte mein Rudel die Freundlichkeit, schon um zwei Minuten nach zwölf im Zimmer zu stehen, um mir Gesellschaft zu leisten. Ein bisschen nervös war ich natürlich doch, ich muss es zugeben, sonst weigert sich Herrchen hier weiter zu schreiben, was ich diktiere, denn ich habe erstmal kein Futter gebraucht. Aber nachdem auch draußen alles wieder zur Ruhe gekommen war, gab es eine Kuschelorgie mit Frauchen (Bilder 1 - 5), die ich von ganzem Herzen genießen konnte.

Inzwischen sind wir trotz Eis und Schnee wieder wohlbehalten in unserem Zuhause angekommen. Wer mich beobachtet, wird schnell wissen, dass ich es hier immer noch am Schönsten finde, denn hier gibt es keine einzige Stelle im Haus, wo ich nicht einfach umfallen und schlafen kann. Und mein Reich (Bild 6) finde ich auch im Schnee ganz toll, da kann ich mich in Ruhe umschauen, hier und da schnüffeln oder einfach nur einen Purzelbaum schlagen und entspannen. Also wenn es nach mir geht, beginnt jetzt ein neues Jahrzehnt ohne diese vielen Reisen!

Trotz Urlaub, also einer Zeit, da sich das Rudel als unzertrennlich erweist, war Herrchen heute alleine mit dem Auto unterwegs, um Vorräte für mich und für die Zweibeiner zu kaufen; Frauchen war derweilen schon wieder in ihrem Büro. Als Herrchen endlich wieder nach Hause kam, habe ich mich gleich in die Ausfahrt gelegt, um das Entladen genauestens zu überwachen. Kaum hatte er meine Seite der Ladefläche frei geräumt, bin ich in den Wagen gesprungen. Nicht, dass ich nicht gerne auch bei minus 4° Celsius im Schnee läge, aber durch das Okkupieren meines Stammplatzes konnte ich sicherstellen, dass ich nicht noch einmal zu Hause vergessen werden würde, sollte das Auto noch irgendwohin bewegt werden.
Herrchen war im Haus, um Dinge einzuräumen, als plötzlich eine ganze Bande von Zwergenkönigen an unserer Einfahrt vorbei liefen. Einige waren völlig schwarz im Gesicht, andere weiß; alle trugen sie lange Flattermäntel aus goldfarbenen, roten und weißen Tüchern und Kronen auf den Köpfen, und die meisten hatten einen langen Stab in der Hand, gerade so als müssten sie jederzeit mit einer Auseinandersetzung mit einem Rudel Wölfe rechnen. Ich bellte auf jeden Fall schon einmal mächtig los. So ein wenig Randale kann einerseits nie schaden, andererseits sollte Herrchen gewarnt sein und entscheiden, was zu tun sei.- Herrchen guckte auch rasch mal um die Ecke, sah noch den Zipfel vom letzten Mantel und schien zufrieden, denn er ging einfach wieder ins Haus und ließ mich zurück auf Wachstation.
Aber dann!
Ein paar Minuten später tauchten die wundersamen Zwergenkönige wieder in der Auffahrt auf. Sie blieben kurz stehen, musterten mich, als wollten sie mich zu einem Duell herausfordern. Duelle sind aber meines Wissens nur Spiele für zwei Beteiligte, ich aber sah mich einer ganzen Rotte bunter Gestalten gegenüber. Also blieb ich aufrecht auf meiner Ladefläche sitzen und rief wieder Herrchen mit lautem Gebell. Der aber war gerade im Keller, hatte offenbar gar keine Lust mich in Windeseile zu retten. Gleichzeitig entschied sich die Rotte, auf mich zu zukommen, womöglich um mich mangels anderer Wölfe hier im Auto zu erschlagen. Ich bellte noch einmal ganz fürchterlich wild, um meinem Antrag auf Erscheinen meines Herrchens Nachdruck zu verleihen, er aber ließ auf sich warten; derweilen die Rotte immer näher kam.

Mit einem gewaltigen Satz sprang ich in letzter Sekunde aus dem Auto, lief im Halbbogen um die Kinderschar herum und legte mich quer an das Ende der Ausfahrt. So! Nun konnte sie nicht mehr entkommen! Sie würden sich vor Herrchen verantworten müssen!
Der aber erschien seelenruhig in der Tür, grüßte die kurzwüchsigen Fremden freundlich und beorderte mich zurück ins Auto. Da er sich zwischen mir und der Gruppe aufhielt, sprang ich gleich mit Anlauf hinein, wendete blitzschnell und saß wieder aufrecht auf meinem Posten. Die Fremden verließen ruhig unser Grundstück, nicht ohne seltsame Zeichen der Warnung an andere Wegelagerer an die Eingangstür zu schreiben. Zu meiner Verwunderung ließ Herrchen dies geschehen, es schien mir fast, er bezahlte sogar dafür.
Ich aber fuhr glücklich mit Herrchen und offener Heckklappe drei Meter weiter bis in die Garage.

Inzwischen ist der Januar fast zu Ende, aber der Schnee liegt immer noch. Ich kann mich nicht erinnern, je so einen schönen Januar erlebt zu haben, aber die Menschen jammern und klagen, dass sie so viel Schnee von den Wegen räumen müssen. Also meinetwegen wäre das wirklich nicht nötig; ich tolle gerne auch in tiefem Schnee herum wie z.B. auf meiner Adendorfer Runde (Bilder 11-13), die ich eigentlich schon auswendig kenne und trotzdem jedes Mal unheimlich gerne gehe. Heute war sie aber etwas traurig, weil wir kurz vor dem Ende ein weinendes Mädchen im Wald fanden. Sie hatte eine Hundeleine, aber ihre beiden Hunde waren ihr weggelaufen. Sie hat gerufen und geweint, aber ihre Hunde blieben verschwunden. Ich habe sie auch nirgendwo gerochen, aber wie sollte ich auch, ich kenne sie ja gar nicht. So bin ich lieber ganz dicht bei meinen Menschen geblieben und für die Rückfahrt auch gleich wieder freiwillig in den Wagen gesprungen (Bild 14).

Am Sonntag, dem letzten Tag dieses Januars, gab es schon wieder Neuschnee, so dass ich wieder in der Obstplantage herumtollen durfte. Weil ich dort gerne auch einmal 400 Meter davonsprinte, um die eine oder andere Hündin aus Merl zu begrüssen, verstecken sich meine Leute ab und zu, um mich nervös zu machen und zum Rückspurt zu überreden. Heute versteckte sich also Frauchen. Weil ich sie aus der großen Entfernung nicht mehr sehen konnte, raste ich wie ein Blitz zurück, bis ich merkte, dass es überhaupt nur ein einzigen Versteck weit und breit gab: ein Abschnitt eines Kanalisationsrohres, das auf dem Feld steht. Natürlich finde ich eine solche Suchanforderung schon ein bisschen niveaulos und so tat ich meine Meinung sofort kund, ohne erst Frauchen "aufzustöbern" (Bild 16). Frauchen wollte aber anscheinend, dass ich ihr einen meiner Tricks vormache, und so versuchte ich oben auf das Rohr zu springen (Bild 17), aber es war ein klein wenig zu hoch und zu glatt (Bild 18). Nach ein paar weiteren Anweisungsversuchen auf Frauchens Seite hatte ich schließlich kapiert: ich sollte mich einfach nur drinnen hinsetzen und schön in die Kamera gucken (Bild 19). Ja, heute war alles etwas simpler als erwartet. Zuhause bekam ich dann noch meine Schneeklumpen aus den Zehen entfernt (Bild 20), bevor ich glücklich vor der Eingangstür in einen tiefen Winterschlaf versank.

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