Das Tagebuch von Anton vom Fuße des Westerwaldes

 

Gibt es Neuigkeiten? Auch fremd hier, Madamme? Immer noch Schnee Eine Gaudi... kann man auch im... ...Kunstschnee haben St�ckchen knabbern... ...macht auch wieder Spa� Oberhalb von Willingen Ankunft in Korbach kleine T�r ruhige Gruppe gro�e F��e Gibt's was zu naschen? mein Bitte-Gesicht mein Danke-Gesicht Ausflug ins Bachbett
Anton

<<<... Januar. Februar. März. Immer nur Schnee. Mein Herrchen hat einfach keine Lust mehr, mein Tagebuch zu schreiben, solange ich mich so toll benehme und keinen Mist mache und die Menschen um ihn herum nur zwei Gesprächsthemen haben, die beide unangenehm klingen: Ich kann dieses ewige Schneeschieben langsam nicht mehr ab! ist die Variante mit dem leisen, aber müden Knurren im Unterton, oder: Diese Benzinpreise sind eine unheimliche Frechheit! wobei bei diesen Sätzen mehr unterdrückte Aggressivität mitschwingt, etwa so, als läge ich unter einer zwei Tonnen schweren Pitbulldogge.

Um es kurz zusammenzufassen, die Monate waren sehr ereignisarm, ich war fast täglich mit Frauchen im Büro, da Herrchen in diesem Schuljahr viel längere Tage in der Schule verbringt als je zu vor. Außerdem ist er zwischendurch einfach mit drei Klassen und Kollgen zum Skifahren nach Südtirol gefahren und hat mich nachts ganz alleine auf das Haus und auf Frauchen aufpassen lassen. Karneval sind wir ausnahmsweise zu Hause geblieben, da Frauchen nach vielen Jahren der Karnevalsflucht mal wieder einen Versuch machen wollte, Karneval mit Rheinländern zu feiern. Glücklicherweise fiel das aber aus, da viel zu viel Schnee lag, um ohne guten Grund in der Welt herumzufahren und Karnevalfeiern galt bei Frauchen letztendlich nicht als guter Grund.

Während draussen viel Schnee herumliegt, sitzen drinnen die Leute und haben kein Geld mehr, um einfach vor dem Schnee nach Süden zu fliehen; nicht einmal Streusalz können sie sich kaufen, weil das Salz sehr teuer und das Geld sehr knapp geworden ist. Das mit dem Salz liegt natürlich am Schnee und daran, dass man sich kloppen muss, wenn nur ein einziger Knochen in ein ganzes Rudel Wölfe geworfen wird, denn dann kriegt zuerst der Chef seinen Teil, also der Leitwolf; das ist bei den Menschen meist der mit der Kohle. Und wenn der fertig ist, dann müssen die mit der wenigen Kohle zeigen, was sie (drauf) haben, um auch noch etwas zu erhaschen. Also bei uns haben sie offensichtlich nicht viel drauf, denn wir mussten auf Glatteis rutschen. Die Gemeinde hatte kein Geld für einen richtigen Winterdienst. Und dann haben die Zweibeiner noch ein Phänomen, das es bei uns nie gäbe. Sie nennen es Bankenkrise und das heisst, die Banken kriegen eine Krise, wenn sie nicht von allen Menschen ganz viel Geld bekommen und dann behalten dürfen, sondern auch von diesem Geld etwas verleihen sollen. Wenn Wölfe Banken hätten, dann würden die wahrscheinlich Fleischstücke sammeln und in Eislöchern vergraben, um sie später fressen zu können. Bänker aber schmeissen die Fleischstücke in große Flüsse und wenn sie Hunger bekommen, sind die Vorräte nicht unter der Brücke, wo sie sie hingeworfen haben, und dann müssen alle anderen Wölfchen ihre Knochenvorräte bringen, damit die Bänkerwölfe wieder etwas haben, das sie über die Brückengeländer werfen können. Irgendwie so denken sich das wohl die Zweibeiner aus, stell ich mir vor; jedenfalls geht es den Künstlerfreunden von Herrchen gar nicht so gut, weil keiner einen Knochen für ihre Kunst hergeben will oder kann. Herrchen hat sich deshalb mit einigen Künstlern zusammengetan, um ihnen beim Verkauf ihrer Kunst zu helfen. Er managt nun ihre Website kunst4sale. Kein Wunder, dass er für mein Tagebuch viel weniger Zeit hat.

Heute habe ich ihn aber überreden können, denn wir sind alle zusammen wieder in Urlaub und hier gibt es keinen guten Internetanschluss und kaum etwas, womit Herrchen sich ausgiebig beschäftigen mag oder müsste.
Wir sind in Willingen im Hochsauerland. Frauchens Chef scheint hier alles zu gehören, denn sein Name steht auf Busunternehmen und Klemptnereien, Kältetechnikfirmen und Pommesbuden, und dabei soll hier nur ein Großelternpaar von ihm einmal gelebt haben. Der Ort nennt sich in Klammern Upland, damit google earth ihn finden kann. Herrchen ist vor fast genau 60 Jahren ganz in der Nähe vom Uplands Drive zur Welt gekommen, aber das war in einem ganz anderen Land und zu einer Zeit, als sich England noch nicht von der Kontinentalscholle getrennt hatte -glaube ich.
Hier kann man zur Zeit ganz toll sehen, wo man überall nicht mehr Skifahren kann, der Kunstschnee klebt zwar noch an den Hängen (Bilder 3 - 6), aber er ist viel zu nass und warm. Deshalb und weil der Wetterbericht immer von Regen erzählt, der dann aber gar nicht kommt, weil er vielleicht auch nur das falsche Willingen kennt, besuchen wir auch Städte wie Brilon, wo (Bild 1) ein Mann auf der Bank saß und uns mitlesen ließ in seinen Briloner Nachrichten. Dort traf ich auf dem Parkplatz auch ein ganz nettes, 7-monatiges Bernermädel (Bild 2). Die Bilder 10 - 13 entstanden in der Hansestadt Korbach, wo große Häuser kleine Türen haben und der Nachtwächter und sein Hund tagsüber total erstarrt scheinen. Auf dem Rückweg legten wir dann aber doch mal wieder eine Waldwanderung ein (Bilder 14 - 16), die ich am Ende mit einem Ausflug in den Bach beenden durfte (Bild 19). So wenig ich es mag, wenn man mich mit einem Gartenschlauch und kaltem Wasser maltretiert, so sehr liebe ich es, in eiskalten Bächen herumzutollen. Danach muss man sich einmal richtig toll durchfrottieren lassen und dann umfallen und schnarchen, dass die Fliegen von der Wand fallen (auch wenn es zur Zeit noch gar keine Fliegen gibt).

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