Das Tagebuch von Anton vom Fuße des Westerwaldes

 

Fernseh gucken Herrchen pennt Konzentration und Schnapp! Rauf auf den Stamm wieder zurücklaufen und Leckerli erbetteln Beim Ausflug In Norddeich Verfolgung am Strand Noch mal davon gekommen Raus aus dem Watt Feuerschiff in Emden Neues Spielzeug Ich weiss nicht recht Auf dem Poller Feuerschiff in Wilhelmshaven
Komm aus dem Bett, Mann!

<<<... Eigentlich sollte ich einen Schnupperkurs als Rettungshund absolvieren, aber ich soll mich schonen, meine Antibiotika fressen und meine Bronchien frei kriegen. Eigentlich sollte ich jetzt meine Hüften und Ellenbogen röntgen lassen, aber mein Tierarzt will mein System nicht auch noch zusätzlich durch eine Narkose belasten. Eigentlich sollte ich jeden Tag den ganzen Tag im Büro bei Monika sein, weil Herrchen auf irgendeinem Gletscher mit über 60 SchülerInnen einen Skikurs abhält, stattdessen liege ich zu Hause vor seinem Bett und passe auf, dass er nicht an den Rechner geht, da er sich auch schonen soll. Eigentlich sollte draussen ein halber Meter Schnee liegen, so dass ich wenigstens mal im Garten toben darf, aber es gibt nur Nieselregen, den ich unbedingt vermeiden soll. Eigentlich sollte ich mit anderen Hunden irgendwo herumtollen, statt dessen schaue ich Tierfilme im Fernsehen an. (Bild 1) Eigentlich macht das alles gar keinen richtigen Spaß, gäbe es da nicht die unendlichen gemeinsamen Kuschelstunden. Es gibt nichts Schöneres, als gleich nach dem Aufstehen morgens erst einmal vor der Schlafzimmertür den Überfall des Epileptikers zu spielen: Ich stehe schwanzwedelnd da, wenn der Wecker klingelt, und wenn sich die Tür öffnet, falle ich um, liege auf dem Rücken quer auf dem Weg ins Badezimmer, so dass ich erst einmal richtig kräftig durchwuschelt werden muss. Und so toll die sonst recht langweiligen Tage anfangen, so toll hören sie wieder auf, wenn ich zum Abschluss nach dem letzten Spaziergang auf meiner Decke sitze und von Frauchen Leckerli auf die Nasenspitze gelegt bekomme, die ich inzwischen schon zu 90% fangen kann, ohne dass sie auf den Boden fallen. (Bilder 3 + 4)

Mit zwei kranken Leitwölfen im Haus gibt es nur ganz magere Waldspaziergänge zur Zeit. Um so besser ist es, dass ich genau weiss, wie ich trotzdem an ausreichend Leckerli komme (vgl. Bilder 5 - 7): Auf liegende Baumstämme kann man hinaufhüpfen, auf ihnen entlang balancieren, umdrehen und zurück kommen, und wenn man dann direkt vor Frauchen auch noch Sitz auf dem Stamm macht, dann bekommt man ein Leckerli ganz ohne betteln zu müssen. Und weil ich das jetzt schon wieder genau weiss, renne ich so weit voraus und mache meine Nummer auf dem Stamm, dass der Photograph erst ankommt, wenn ich schon fertig bin. So musste ich heute ausnahmsweise zweimal gehen, bevor es was zu fressen gab.

Eigentlich sollte jetzt Karneval gefeiert werden, denn im Rheinland ist das nun mal so. Aber meine kranken Leittiere haben mich ins Auto gepackt und sind zu einem ganz komischen Völkchen gefahren, das offenbar keine Uhren kennt. Denn immer wenn wir einen von denen getroffen haben, sagte der MOIN, egal ob das vor dem Frühstück war oder abends auf unserer letzten Runde im Wald vor dem Hotel, immer hieß es einfach MOIN. Einer sagte sogar, dass nur Schwätzer Moin, Moin sagten, alle anderen Einheimischen sagen nur Moin. Und überhaupt war einiges anders als anderswo: Die Schiffe waren oft knallrot und hatten einen Leuchtturm an Bord (Bilder 13 + 17), der Kaffee war bernsteingelb und der Tee fast schwarz, der Strand hatte keinen Sand, sondern wunderbar grauschwarzen Schlick, in dem es sich herrlich matschen ließ. Eigentlich sollte ich "Butt pedden" lernen, damit meine Leittiere guten Fisch essen könnten, aber zum Butt pedden fehlte mir die Ruhe, ich bin lieber voll Speed ins Watt, bis mir der Schlick um die Ohren flog. Da das Wetter einfach frühlingshaft toll war, konnten wir endlose Spaziergänge machen und unsere Bronchien vom Seewind reinigen lassen und direkt vor dem Hotel gab es ein schönes Waldstück für den kleinen Gang zwischendurch.
Für die Zeiten, die ich alleine im Zimmer bleiben sollte, während meine Menschen den Wellnessbereich besuchten, bekam ich auch ein neues Spielzeug, einen pickeligen Rugby (Bild 14). Einmal habe ich aus Versehen da reingebissen und mich erschreckt, so dass ich den Rugby nicht mal mit der Pfote berühren mochte. Aber meine Leute haben dann Futterstückchen darin versteckt, und so musste ich einfach daran herumknabbern.
Im Hotel selbst habe ich wieder nur Lob gehört, weil ich so brav im Restaurant unter dem Tisch lag, dass mich Leute immer erst beim Verlassen des Restaurants gesehen haben. Und weil ich den Weg zum Zimmer sofort kannte (und wusste, dass es nach dem Restaurant auf dem Zimmer etwas zu beissen für mich gab), durfte ich mir die Leine ins Maul nehmen und zurück zum Zimmer traben. Da mich fremde Menschen überhaupt nicht interessieren können, wenn ich auf dem Weg zu meinem Futternapf bin, haben alle Passanten auf den Gängen mir immer nur nachgeschaut und gelacht.

Auf dem Rückweg aus dem Lande der Moinsager haben wir noch Station bei Genes Freund Willi Kissmer gemacht. Leider ging es seinem Hund nicht so gut, so dass ich im Wagen warten musste, aber Willi hat wieder unheimlich tolle Bilder gemalt und neue Radierungen gemacht, die werden bald auf seiner Website zu sehen sein.

Ich werde mich jetzt erst einmal ein wenig ausruhen. Wenn der Tierarzt das OK gibt, darf ich geimpft und auf HD und ED untersucht werden. Was dabei heraus kommt, werde ich berichten, wenn es passiert ist.

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