Das Tagebuch von Anton vom Fuße des Westerwaldes

 

Wachdienst bei der Arbeit Im Park Auf dem Weg Mein Platz im Büro Die Arbeitshaltung Dienst nach Vorschrift Aktenwolf Bitte l�cheln! Noch mehr Akten Mein B�ro betritt heute niemand! Auf dem Weg nach unten Gehen wir raus? Im Wind Busy body In den Rheinauen Warten Bei den Postmitarbeiten Hektisch wirken die auch nicht
Wachdienst

<<<... Phillipp erzählte auf einer Party des Institutes, dass er seiner Frau schon von mir erzählt habe, dabei habe er mich beschrieben als Anton, den faulsten Mitarbeiter des Institutes.
Menschliche Reaktion wäre es in einem solchen Falle, dem guten Phillipp einmal klar zu machen, dass er viel fauler sei als ich, aber auf dieses Zweibeinniveau möchte ich mich gar nicht begeben. Vielmehr werde ich versuchen, in ein, zwei (oder dreihundertfünfzig) Worten zu erklären, wie viel Arbeit ich so an einem normalen Werktag zu leisten habe.
Ein kleiner Seitenhieb sei mir aber dennoch gestattet: Während der gute Phillipp seiner Figur mit gutem Essen schadete und darauf wartete, dass Wasser Feuer fängt (warum sonst sollte jemand zu "Rhein in Flammen" gehen?), habe ich diensteifrig, wie es meinem Naturell entspricht, daheim unter Einsatz meines ganzes Körpers und jungen Lebens und ohne jede Rücksicht auf meine Gesundheit stundenlang das Haus bewacht, indem ich die Eingangstür blockierte (vgl Bilder 1 + 2).

Aber ich wollte ja eigentlich einen normalen Arbeitstag am Institut beschreiben: Wenn ich den Wecker höre, kommt schon der erste Einsatz: ich werfe mich rasch zwischen Schlafzimmer- und Badezimmertüre auf den Boden, alle vier Beine in die Luft und kurz abgewartet, bis ich einmal richtig durchgestreichelt worden bin. Danach kurz vor der offenen Badezimmertüre aufgepasst, dass kein Zweibeiner vergisst, sich anständig zu waschen, dann Wechsel in die Küche, um zu überwachen, ob auch meine Ration rechtzeitig eingeweicht wird. Frühstück dann zunächst unter dem Esstisch, bis das Tablett wieder hinausgetragen wird, dann bekomme ich mein Fressen. Fünf bis acht Sekunden Fresspause! Danach melde ich mich sofort bei einem meiner Vierbeiner, um mir ein paar Reste von der Nase abwischen zu lassen. Im Flur auf Halsband und Leine warten, dann Frauchen zum Bahnhof eskortieren und in den Zug begleiten. Lieb gucken und Kontakte für Frauchen schaffen, z.B. 'Sie haben aber einen schönen Hund! Den kaufe ich ihnen sofort ab!' oder 'Darf ich den streicheln?' oder 'Hallo Anton, auf dem Weg ins Büro?'-

Im Institut angekommen, warte ich kurz unten, bis Monika ihre Sachen zu ihrem Schreibtisch gebracht hat, dann wird rasch der Park inspiziert: Bäume noch vollzählig, Rasen noch in der Mitte, Springbrunnen in Betrieb etc. (Bild 3 + 4)
Dann erst gehe ich ins Büro, wo ich einen eigenen Platz neben dem Schreibtisch habe. (Bild 5) Während andere Institutsmitglieder telefonieren, schreiben, reden oder ein- und ausgehen, denke ich nach. Ich bin der Philosoph auf dieser Etage von Ökonomen. (Bilder 6 - 8) Ich bohre noch gedanklich in die Abgründe dieser Welt, bei mir folgt auf jede Frage eine weitere, ich werde nicht müde, ein Problem von allen, und ich meine wirklich allen! Seiten zu betrachten. Nur deshalb nehme ich manchmal auch eine auf dem Rücken liegende Haltung ein, da es mir die physische Verdrehung erleichtert, die gedankliche Umrundung des Problems einzuleiten.
Ungeachtet der Tatsache, ob ich Pause machen will oder ob ich einem Lösungsansatz auf der Spur bin, bin ich unverzüglich bereit und in der Lage aufzuspringen und alles stehen und liegen zu lassen, sobald die Leine sich bewegt. (Bilder 9 + 10) Dann heißt es, Frauchen auf einem Weg durch feindliches Territorium zu schützen, sei es eine Besorgung, sei es, was es wolle, ich stelle immer meinen ganzen Leib in den Dienst von Frauchen. So warte ich manchmal geduldig in ihrem Büro und achte darauf, dass ihr niemand Unerwünwchtes auf den Schreibtisch legt (Bild 11) oder ich gehe mit ihr hinunter (Bilder 12 + 13), folge ihr durch Wind und noch mehr Wind (Bilder 14 - 17) oder besuche die Mitarbeiter der Post, die auch nur auf dem Rasen herumstehen und nicht bei ihrer Arbeit gerade hektisch wirken (Bilder 18 + 19).

Am Nachmittag dann wird ganz besonders intensiv philosophiert, denn dann kommt der Chef irgendwann herein, und der ist selbst jemand, der viel sitzt und denkt, und so mache ich auf den den allerbesten Eindruck, wenn ich auch irgendwo heimlich, still und leise vor mich hin denke. Während die jungen Leute sich mit Kaffee animieren, liege ich meist auf dem Rücken, denn dann wirken meine Hängeohren dank der Erdanziehung wie Stehohren eines Schäferhundes, so dass jeder sehen kann, wie hellwach ich beim Denken bin -glaube ich. Leider sieht man sich ja nicht immer so richtig, und unter dem Schreibtisch gibt es auch keinen Spiegel. Aber ich nehme mal an, jeder sieht die Intensität meines Forschens, denn niemand stört mich, wenn ich so liege, alle sind relativ leise und ruhig.

Ist der Tag zu Ende gedacht, nehme ich Monika an die Leine und führe sie nach unten zum Ausgang und von dort zur Straßenbahn, wo ich schon die ersten Antonfans treffe. Ein oder zwei Damen dürfen mich streicheln, während wir zum Bahnhof fahren. Mit dem Zug geht es dann nach Hause, d.h. am Bahnhof steht meist Herrchen mit Auto, so dass ich standesgemäß nach Hause gefahren werde. Haben die Zweibeiner ihr Essen eingenommen, darf auch ich endlich fressen, wofür ich -je nachdem ob es Trockenfutter gibt oder eine große Dose Nassfutter- zwischen 7 und 9 Sekunden brauche. Noch einmal führe ich Frauchen aus, denn sie hat einen unheimlich großen Frische-Luft-Bedarf; manchmal nutze ich diese Gelegenheit, überflüssig gewordene Futterreste aus meinem Körper auszuscheiden, damit der Spaziergang nicht zu lang wird, um dann endlich ins Abendprogramm zu gleiten. Sind Tiere auf dem Bildschirm, schaue ich gerne noch etwas fern, muss bei manchen Bilder sogar Fiepsen, andernfalls falle ich um, als wäre die Teppichkante viel zu hoch gewesen, und liege irgendwo in der Nähe meines Rudels im Koma. Sollten die Zweibeiner endlich fertig sein mit ihren Beschäftigungen, führe ich sie noch einmal durch den nächtlichen Park. Dort können sie in Ruhe nachschauen, ob die Gemeinde den Mond aufgehängt hat, während ich ein letztes Mal Nachrichten meiner vierbeinigen Nachbarschaft erschnüffele. Alsdann geht es nach Hause und wir üben noch ein paar Tricks, zB muss Frauchen lernen, Leckerli richtig auf meine Nase zu platzieren, damit ich sie auf Kommando hoch werfen und auffangen kann. Manchmal verliert sie aber auch einfach nur eine Menge Leckerli irgendwo im Haus verstreut; dann muss ich herumgehen und alle wieder wegräumen, weil wir sonst Ratten ins Haus bekämen. Danach beginnt endlich die richtige Freizeit, ich suche mir eines der Zimmer, mit dem ich anfangen möchte, und penne dort ein paar Stunden, bevor ich weiterziehe, um in einem anderen Zimmer weiterzuschlafen. Natürlich ist auch dies die Folge einer ausgeklügelten Taktik, denn so können Einbrecher nie wissen, wo sie über mich stopeln würden, und das hat sie bisher abgehalten zu kommen, glaube ich.-

In diesem Sinne: Gute Nacht für heute!

Eigentlich, so hatte es mir mein Tierarzt vorausgesagt, sollte meine Demodikose am 2. Mai um 16:30h geheilt sein. Mein TA macht manchmal solche Ansagen. Wir haben deshalb im Mai die Stronghold-Intervalle langsam verlängert, um zu schauen, ob er recht hatte. Er hatte nicht. Leider. Nun muss ich Stronghold wieder häufiger bekommen, und mein Röntgentermin wurde erneut bis auf Weiteres verschoben, um mein Immunsystem und mein Wohlbefinden nicht unnötig zu belasten. Naja, es gibt Schlimmeres. Ich mache weiterhin täglich meine Anti-HD-Übungen (vgl. Bild 1), lege mich auf den Rücken, halte die Haxen wie ein Baby im Streckverband und nutze die Zeit zu einem kurzen Nickerchen. So warte ich nun auf meine Verbeamtung.

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