Das Tagebuch von Anton vom Fuße des Westerwaldes

 

Friedhofswache in Grengiols Bravo-Station an der Robidog-Station Rast auf dem Weg nach Ernen Spaziergang im Wallis zwischen Lax und Fiesch im Kanton Bern Vor dem Hotel auf dem Weg in Warth Der Herr von Warth In den See blinzeln W�chst hier gr�nes Kaugummi? Begr��ung in der Rezeption Kuscheleinheit Am Kalbelesee Begegnung vor der Braunarlspitze Zwischen Kalbelesee und K�rbersee Am K�rbersee Bad im K�rbersee
Vor dem Friedhof von Grengiols

<<< ...Unter Rotten mag sich jeder etwas anderes vorstellen und vielleicht glauben, ich hätte das falsche Wort für Rudel erwischt. Auch mag man mich für verrückt halten, weil ich behaupte, den Rottenwanderweg im Rhonetal gegangen zu sein; aber es ist so, die Schweizer nennen die Rhone hier im Goms unterhalb des Aletschgletschers den Rotten. Und da bin ich von Bravostation zu Bravostation (Bild 3) gewandert. Damit ist nun auch nicht ein Verkaufskiosk für präpubertäre Zeitschriften gemeint, sondern die Schweizer Eigenheit, selbst außerhalb der Gemeindegebiete im sprichwörtlichen Nirgendwo einer Almwiese eine Ausgabestelle für schwarze Plastiksäckchen aufzustellen, die es dem Hundebesitzer erleichtert, seiner Pflicht nachzukommen und alles wegzuräumen, was ich so als Hund im Laufe des Tages loszuwerden bereit bin. Und diese bei einem Hund meiner Statur prall gefüllten Säckchen darf man dann nicht irgendwo in einem der vielen öffentlichen Kehrrichträume verschwinden lassen, sondern muss sie bis zur nächsten Bravostation mit sich führen, um sie dort ordnungsgemäß zu entsorgen. So bleibt die Schweiz sauber und wir Hunde gerne gesehen.

Immer wieder gibt es ein paar Stunden ohne Regen, die wir wandernd verbringen können. So sind wir heute von Robidog-Station zu Robidog-Station gelaufen (Bild 4) -das sind die Alternativen zu den Bravostationen- oder, wie die Menschen berichten würden, von Lax nach Fiesch und zurück. Dabei haben wir auch die erste Schweizer Fahne in einem Privatgarten gesehen (Bild 6). Bei unserer Rückkehr traf ich sogar noch einen Hund, der bestimmt das eine oder andere Berner-Sennenhund-Gen in seinem Körper hatte, allerdings braucht es schon einen sehr erfahrenen Kynologen oder das Geständnis seiner Mutter, um seine wahre(n) Rasse(n) herauszufinden. Spielen konnten wir aber trotzdem zusammen.

Obwohl in der Schweiz alles genau reglementiert scheint, ist uns Hunden das Betreten von Friedhöfen anscheinend gestattet (vgl. Bilder 1 + 2). So habe ich in der Höhe von Grengiols meinen ersten Friedhof aus der Nähe gesehen. Die Wiese in Bild 5 galt es täglich mehrfach zu durchqueren, lag doch an dem einen Ende unsere Wohnstatt und am anderen sowohl die Bäckerei als auch die guten Restaurants. Übrigens war dies die einzige Wiese, auf der Robidog-Station neben Bravo-Station stand, anscheinend ein bevorzugtes Gebiet für ..., naja, sie wissen schon.

Am Bieler See im Kanton Bern haben wir Gabi, ihren Mann und ihre drei Töchter besucht. Gabi war lange vor meiner Geburt einmal Genes Schülerin an der Deutschen Schule London. Auf dem Spaziergang an diesem außergewöhnlich sonnigen Tag habe ich mitten zwischen den Feldern einen schönen Kanal gefunden, in dem ich rasch schwimmen gegangen bin, bevor Monika oder Gene etwas bemerken konnten. Mit dem nassen Fell war dann der Rest des Spazierganges viel angenehmer.
Am nächsten Morgen haben wir uns dann noch die Altstadt von Erlach angeschaut, (Bild 8) bevor ein wildes Gewitter auch diese kurze Sommerzeit beendete. Insgesamt hat mir das hügelige Bernerland mit dem Blick auf das Jura mehr gefallen, als die steilen, steinigen Hänge des Wallis. Berner gehören halt ins Bernerland, das haben wir wohl im Blut.
Deshalb haben mir zwei Tage auf den gepflasterten Straßen vom verregneten Zürich auch nicht halb so viel Spaß gemacht, wie unser erster Spaziergang über eine völlig verregnete Almwiese am Tag darauf.

In Vorarlberg liegen die Dörfer zum Teil so hoch, dass man aus der Haustür hinaustritt und auf einer Almwiese steht. Almwiese bedeutet dabei zweierlei: Die Gräser und Kräuter wachsen so hoch, dass man nur bei mächtigen Sprüngen nach vorne schauen kann und dass man auf den engen Trampelpfaden die schönsten Leckereien finden kann, die die Zweibeiner mit Kuhfladen beschimpfen.
Leider hat der Regen verhindert, dass es ein Foto von unserem schönsten Zwischenfall gibt. Während ich eine steile Wiese heruntergerannt bin, hat Gene es wohl auch auf allen Vieren versucht. Jedenfalls lag er einige Meter tiefer im Gras, als ich mich nach ihm umdrehte, und er war genauso voller brauner Flecken wie ich. Ich wäre danach ja mit ihm im Bergsee schwimmen gegangen, aber er fand 8° C Lufttemperatur zu kalt zum Baden und ist -typisch menschliches Weichei- am Nachmittag lieber in die Sauna gegangen.
Am folgenden Tag war das Wetter auch noch nicht viel besser, so dass wir erst nach einem Besuch in Lech am Nachmittag einen Spaziergang mit Kamera wagten. Bild 9 zeigt uns auf dem Weg vom Hotel (im Hintergrund) in den Ort Warth, den man in Bild 10 erkennen kann. Bild 11 zeigt, wie stolz ich am Abgrund sitzen kann und wie viele Nerven dies Monika kostet, die mich doch lieber festhält. Bild 12 zeigt mich auf der kleinen Holzbrücke oberhalb vom See im Ort. Leider haben die Menschen sie so konstruiert, dass ich ganz buckelig sitzen muss, um etwas sehen zu können. Der Wald selbst sieht nicht so anders aus als unsere, nur habe ich etwas Leckeres zum Kauen entdeckt, das ausnahmsweise nicht von einer Kuh stammte (Bild 13). Und wie immer und überall werde ich auch hier immer ganz besonders lieb an der Rezeption empfangen (Bild 14), weil ich halt einfach ein toller Hotelgast bin: im Restaurant liege ich unter dem Tisch, bis wir gemeinsam hinausgehen, und erst dann bemerken die Umsitzenden, dass ein Hund im Raum war, wenn ich alleine auf dem Zimmer bin, schlafe ich direkt hinter der Tür, um Dieben aufzulauern, belle aber nie, damit diese nicht vorgewarnt werden, und nachts krieche ich in die engste Ecke neben dem Bett, um meine Menschen gut riechen und atmen hören zu können. Und da ich mir die Füße auch hier immer draußen putzen lasse, ist es klar, dass ich gerne gesehen bin! Und deshalb gibt es auch jeden Tag mindestens eine große Kuscheleinheit auf dem Teppich! (Bild 15)

Wenn dann einmal die Sonne scheint, sind meine Leute einfach nicht mehr zu halten. Gleich nach dem Frühstück ging es zum Hochtannbergpass,von wo sie mit mir zu einer Zwei-Seen-Wanderung ansetzten: vom Kalbelesee (Bild 16), in dem der Legende nach vor langer Zeit einmal ein Kalb ertrunken ist, liefen sie mit mir über Almwiesen voller Kühe, die sich aus meinem mir unerfindlichen Grund von mir angezogen fühlten. Zur eigenen Sicherheit bin ich immer so bei Herrchen bei Fuß gegangen, dass er zufällig immer zwischen mir und so einem Rindvieh gehen mußte. Die Braunen, die uns den Weg stur versperrten, verjagte Herrchen mit seiner Jacke und ein paar aufmunternden Worten, aber wenn ich ehrlich bin, hat mich die Jacke genauso erschreckt wie die Kühe.
Am Körbersee gab es eine kurze Rast, bevor es weiter ging zur Batzenalpe, die der Braunarlspitze gegenüber liegt. Wie man in Bild 17 sehen kann, sieht man noch den frischen Schnee auf der Hochgletscheralpe und unten einen Anton, der nun wieder so viel Mut gesammelt hat, dass er auch mit Frauchen an den Kühen vorbeigehen kann. Auf der Rückkehr zum Körbersee (Bild 18) stand die Sonne dann schon so hoch, dass ich Herrchen und Frauchen davon überzeugen konnte, dass ich wieder einmal meine Schwimmübungen machen müßte. Und so ging ich baden (Bild 19).
Mit nassem Fell und kühlem Kopf vergingen die restlichen Kilometer zurück zum Auto fast wie im Fluge. Und während meine Zweibeiner wieder in der Sauna saßen und schwitzten, lag ich vor dem Bett und habe von einer schönen Wanderung in Vorarlberg geträumt!

>>>