Das Tagebuch von Anton vom Fuße des Westerwaldes

 

  Sudelsau  Dreck ist toll  Warten auf die Dusche  Pfoten waschen  Igitt! Kalt!  Schlaf des Gerechten  UFO???  Geier???  Zuhasue  Zuhause  Tennissocke  finde ich nicht gut  gar nicht gut  Wanderschuh  find ich auch nicht gut  Fellpflege mit Socke  Schmusen mit Socke  alles traurig 
Sudelsau

<<<... Auch dieser Winter scheint nicht persönlich auftauchen zu wollen, immerhin zeigt das Thermometer 15 Grad C plus und wir sind kalendarisch mitten drin. Beim Spazierengehen stört mich der Sonnenschein herzlich wenig, laufen doch meine Rudelmitglieder bei diesem Wetter genau so gerne und weit durch den Kottenforst mit mir, wie sie es in frischem Schnee täten. Als staatlich geprüfte Sudelsau finde ich bei diesem Wetter sogar viel mehr Möglichkeiten, meinem Namen alle Ehre zu machen und von Wasserlache zu Wassergraben zu hüpfen (vgl Bilder 1+2). Nach der Rückkehr nach Hause aber kommt das blöde Spiel mit dem Gartenschlauch, das mich all' der schönen Modergerüche beraubt, mir aber andererseits das eine oder andere Leckerli bringt. (Bilder 3-5) Danach darf ich glücklicherweise in meine "Hängematte" (Bild 6). Dort sammle ich neue Kräfte, bis jemand kommt, mir den Bauch krault oder mich auffordert zu spielen oder mitzukommen.

Sonntags morgens habe ich ein neues Hobby. Schaut euch mal die Bilder 7+8 an, und schreibt mir ins Gästebuch, was ihr glaubt, um welches Hobby es sich handelt. Verraten kann ich ja schon mal, dass ich diesem Hobby jeden Sonntag morgen nachgehe; also scheidet UFO-Schauen wohl aus, denn selbst diejenigen, die an UFOs glauben, haben noch nie UFOs im Linienverkehr gesehen.

Nee, ich sag' noch nichts dazu, ratet einfach mal!

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Offensichtlich ist es gar nicht so einfach, hinter mein kleines Geheimnis zu kommen. Hier ein Tipp: Quasimodo rief es Esmeralda zu!?...

Geheimnisse kann ich eigentlich ganz gut für mich behalten. So haben Monika und Gene geglaubt, ich hätte zwei völlig unterschiedliche Verhaltensmuster, je nachdem mit wem ich den Tag verbringe. Mit Monika gehe ich zB in der Früh zum Büro, nie ohne meinen ersten Haufen an die immer gleiche Stelle zu legen. In den Rheinauen mache ich dann mittags immer das zweite Geschäft und abends bei meinem Rundgang mit Monika mein drittes. Das klappt immer so.
Aber genau so kann Gene machen, was er will; wenn ich den Tag mit ihm verbringe, mache ich grundsätzlich kein Mittagsgeschäft. Da kann er meilenweit mit mir laufen.-
Was er nicht weiss: würde ich dieses Geschäft erledigen, ginge Monika mit mir abends nur einmal spazieren. Wenn er ihr aber erzählt, dass ich mich wie üblich verweigert habe, dann geht sie zweimal mit mir los. Und das liebe ich halt!
Trotzdem könnten sie jetzt hinter mein Geheimnis gekommen sein, weil ich es vermasselt habe. Und das kam so:
Nachdem wir Monika mal wieder zum Flughafen gebracht haben, wusste ich natürlich, dass sie nicht zum Spazierengehen kommen kann, bis wir sie wieder vom Flughafen abholen. Erfahrung macht klug. Aber leider habe ich deshalb auch bei Gene nun täglich meine drei schön über den Tag verteilten Verdauungsspaziergänge vorschriftsmäßig genutzt. Nun bin ich mal gespannt, ob sie es durchschaut haben und wie sie sich verhalten werden, wenn ich es mir mittags wieder mal verkneifen werde.

Und übrigens: Quasimodo rief "The bells, Esmeralda! The bells!" Sonntags morgens rufen die Kirchenglocken die Gemeinde zusammen, und eine dieser Glocken hat eine Frequenz, die geht mir durch und durch. Da muss ich den Kopf in den Nacken schmeissen und mitsingen!

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Dass mein Herrchen schon zwei Erste-Hilfe-Kurse besucht hat, merkt man nun wirklich nicht. Gut, seine Ausrede ist, den ersten habe er 1967 im Klein Walsertal gemacht und daher könne er mich nur aus der Gletscherspalte retten oder aus dem Kellerfenster abseilen, und beim zweiten Kurs in den 90er Jahren hat er gelernt, Motorradfahrer bei Ohnmacht zu enthaupten. Ich habe aber nur eine rotznormale Schnittwunde an der Vorderpfote. Und davon versteht er nun rein gar nichts!
Es weiß doch jedes Kind, jedenfalls jeder Welpe, dass unser Speichel aseptisch wirkt und dass wir uns deshalb eine Wunde sauber lecken müssen. Also lecke ich. Und der Dreck verschwindet wirklich; das Blut wird mit jedem Tag heller, die Wunde grinst immer breiter und freundlicher. Alles läuft genau nach Plan, nach meinem Plan.
Und was kommt dann!? Ein schauriges Relikt aus den Zeiten, da Deutschland noch im Boris- und Steffi-Fieber wahnte, da der deutsche Mann noch ein modisch völlig unkartographiertes Gebiet war. Damals, also kurz nach dem Verschwinden der Prontosaurier, durfte ein Mann noch mit weissen Tennissocken in eine Disco gehen!
Seit Jahren nun liegen solche Socken in Herrchens Schrank und gammeln vor sich hin, da Mann heute nicht mehr mit weissen Tennissocken aus dem Haus gehen darf und Herrchen auch viel zu faul zum Tennisspielen geworden ist. Und nun wird so eine Socke aus ihrem wohl verdienten Koma gerissen und mir über die Vorderpfote gestülpt! Ein Verbrechen, von dem diverse Bildbeweise vorliegen (Bilder 11-17)!
Den Trick, die Socke mit den Zähnen vom Fuß zu ziehen, hatte ich sofort raus. Ich bekomme ihn auch ab, wenn ich mich mit der linken Vorderpfote auf den Sockenzipfel stelle und dann die rechte Pfote hebe. Auch einen Faden, der die Socke wie eine Stutze festhalten soll, kann ich mit den Zähnen aufknabbern. Aber nun haben sie mir Leukoplast herum geklebt, und nun muss ich diese total bekloppte Socke den ganzen Tag tragen.
Nur wenn wir nach draußen gehen, um den einzigen Schneefall dieses Jahres zu inspizieren, dann bekomme ich meinen Wanderstiefel an (Bilder 14+15). Aber schwarz gefällt mir eigentlich auch nicht wirklich.
Ich trage am allerliebsten Kralle pur!

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