Das Tagebuch von Anton vom Fuße des Westerwaldes

 

 Fotoshooting  auf der Terrasse  Puhhhh  I geh jetz  Das Bild hast Du schon  I mag nimmmer  Mach Schluss  Profiltiefe genug?  Am Aussichtsturm  An der Bank  Im Gastgarten  TV l�uft...  ...aber Monika und ich...  ...haben unser eigenes...  ...Programm!  Rumliegen  Abh�ngen  Langeweile  G�hnende...  ...Langeweile 

<<<... Mein Opa Anton hat mir offensichtlich einiges in die Wiege gelegt. Damit meine ich nicht, dass er wie ich in seiner Jugend nie in einem Hundebett geschlafen hätte und erst jetzt im Alter dieses Privileg zu schätzen weiss, ich meine vielmehr die Tatsache, dass er der einzige unter allen Kupferglöckchen ist, der Gewitter mit einer gewissen Nervosität begegnet. (vgl. seine Maigeschichte!)- So schäme ich mich nicht zu bekennen, dass ich Gewitter auch nicht leiden kann.

Letzten Donnerstag hatten wir ein frühes Erwachen, als gegen halb fünf Uhr morgens ein heftiges Gewitter über uns hinweg raste. Ich habe mich schnell ins Schlafzimmer geschlichen, um mich als Ablenkung bzw. Kraulobjekt anzubieten. Währenddessen knallte und puffte es, im Sicherungskasten und unter dem Dach rumste es, im ganzen Haus wurde es stockdunkel. Nach zwanzig Minuten war der Spuk vorbei, die Sicherungen wieder eingeschaltet und die Nachtruhe für die Menschen wieder hergestellt. Ich habe natürlich freiwillig an Genes Bett bis zum Morgengrauen Wache gehalten, damit ihm nicht mehr passiert. Nach einer halben Stunde habe ich mich sogar wieder hingelegt, aber richtig geschlafen habe ich natürlich nicht.

Nun sind inzwischen einige Tage mit mehr oder minder schönem Wetter ins Land gegangen, aber Gene hat immer noch unter dem Gewitter zu leiden. Dass die zentrale Steuerung der Heizung zerschossen wurde, findet er zwar nicht witzig, aber der Schaden ist heute behoben worden. Anders aber sein Problem mit dem Internetanschluss: Seit dem Blitzeinschlag geht da gar nichts mehr. Die Telekom sagt zwar, dass ihr Splitter möglicherweise kaputt ist, darf aber eigentlich keinen neuen schicken, da Gene 1&1-Kunde ist. Der 1&1-Techniker aber sagt, dass die DSL-Verkabelung im Haus nicht Standard ist und dass Gene deshalb nicht ins Internet kommt. Er soll also einen anderen Techniker bezahlen, der vor Ort die Telefonanlage neu verkabelt, da die vorhandene Verkabelung eine DSL-Nutzung gar nicht zulasse. Dass Gene bis zum Gewitter jahrelang DSL benutzt und bezahlt hat, gilt nun nicht mehr, weil es eigentlich gar nicht hätte funktionieren dürfen. Der 1&1-Techniker verspricht in zwei Minuten zur�ckzurufen, was er aber nicht tut. Stattdessen schickt er eine E-Mail, dass alles erledigt sei. Der ist cleverer als ein blonder Pudel, die Mail k�nnen wir erst Tage sp�ter lesen, weil -man lese und staune- die Telekom völlig unbürokratisch und kostenlos einen neuen Splitter schickt!
Es war trotzdem ein blöder Tag. So kann ich nun wirklich kein Online-Tagebuch schreiben. (Andererseits hat Herrchen ohne Internetanschluss plötzlich Zeit, mit mir im Wald herumzulaufen.)

Aber dann ist selbst ein scheinbar großes Problem nur ein ganz kleines, wenn ich daran denke, dass mein Freund und Nachbar Tapo, ein eineinhalbjähriger Schäferhundrüde, der seit ein paar Monaten auf einem Nachbargrundstück als Juniorchef neben einem Boxer den Wachdienst leitete, heute morgen auf der Landstraße einen tödlichen Zusammenprall mit einem Auto hatte. Da hilft es auch nicht, dass ich gelernt habe, Sitz an der Bordsteinkante zu machen, wenn die Menschen auf Landstrassen auf jede Art von Bordsteinkanten verzichten. Gegen 100 km/h schnelle Autos haben wir einfach keine Chance. Ich hoffe, ich werde immer daran denken!

Fußballeuropameisterschaften! Fußballmeisterschaften scheinen mein Schicksal zu sein; das ist nun schon das zweite Turnier, das ich miterlebe. Aber glücklicherweise laufen die Spiele zunächst einmal alle abends, so dass wir Gene tagsüber trotzdem in den Wald entführen können.
Heute haben wir uns eine neue Rundstrecke zwischen Bad Neuenahr und Königsfeld erwandert. Oben auf dem Steckenberg habe ich unten an der Bank gewartet (Bild 10), während die Zweibeiner den Aussichtsturm (Bild 9) bestiegen. Dann sind wir eingekehrt in die inzwischen wieder bewirtschaftete Klimastation, und der Wirt fand uns so nett, dass er uns gleich alle Drei fotografieren musste (Bild 11).
Zuhause am Abend sieht das Leben allerdings derzeitig ganz anders aus: da laufen die Fußballspiele auf dem Bildschirm, und ich schmeisse mich auf meinen Platz auf dem Teppich.
Gleich das Eröffnungsspiel ist für mich zu viel. Da spielen wir Schweizer wie die Götter, aber unser bester Mann muss verletzt vom Platz und am Ende gewinnen die Tschechen. Damit sind meine Chancen, Europameister zu werden, betrüblich stark geschmolzen. Herrchens Briten haben in diesem Jahr bekanntlich ganz auf eine Teilnahme am Turnier verzichtet, so dass wir also nur noch für die Österreicher die Krallen drücken können. Aber so wenig Fußballverstand hat nicht einmal ein Berner, so dass ich den Rest des Turniers auf dem Teppich liegen werde und so lange Monika anschaue, bis sie zur Streichelorgie zu mir kommt. Und wie toll der Abend dann wird, kann ich mit Worten gar nicht beschreiben; da helfen vielleicht die Bilder 12 - 15.

Inzwischen sind die Fussballer schon wieder Schnee von gestern, die deutschen Fahnen sind von den Autos verschwunden, weil die Spanier einfach besser waren, und das Wetter ist immer noch unerträglich.

Es gibt nur zwei Alternativen in diesem Sommer:
Entweder die Sonne knallt herunter, dass das Pflaster kocht und man nicht weiss, ob der schwarze Rücken oder die Ballen an den Pfoten zuerst Feuer fangen, oder es blitzt und donnert, dass das ganze Haus kracht. Eigentlich gibt es für mich in diesen Tagen und Nächten keinen Grund, aus dem Keller heraufzu- kommen, wäre da nicht das gelegentliche Futterfassen (sehr positiv) und das darauf folgende Entleeren (eher negativ, weil man dazu hinaus in die Hitze muss).

Ich bin dann mal wieder unten. Melde mich wieder, wenn ihr vernünftiges Wetter macht.

>>>