Das Tagebuch von Anton vom Fuße des Westerwaldes

  Ein guter Tag Wachdienst In der Plantage ...im Gegenlicht Kurze Pause... Such St�ckchen! L�cheln... ... in der Herbstsonne Herbstfarben Waldspaziergang Herbstlicher Wald Füße waschen kalte Dusche Herbstbild Im Studio... ...des BK... ..Rheinbachs Am Bahnhof Warten auf den Zug Versp�tung Na endlich ein Sitzplatz F�r die Testkamera... ...ein Bild Komm, wir gehen!

<<<... Heute ist mein dritter Geburtstag, dabei kommt es mir manchmal vor, als wäre ich schon seit hundert Jahren hier.
Nach der letzten Woche in Noord Holland verlief die bisherige Woche äußerst geruhsam für mich. Während Frauchen im Stress war, einen Kongress vorzubereiten, habe ich die Tage mit der Bewachung unserer Haustür verbracht. (Bild 2) Herrchen liegt derweilen den ganzen Tag im Bett und pflegt einen grippalen Defekt, was mich veranlaßt, ganz leise im Haus herumzustreichen und nur mittags mal an sein Bett zu gehen, um ihn zu einem kurzen Spaziergang abzuholen. Wir gehen dann nur kurz in unseren Park, ich beeile mich mit meinen Geschäften im Nieselregen und wir drehen um und gehen wieder heim. Dieses geruhsame Leben würde mir so richtig toll Spaß machen, wenn ich den ganzen Tag lang auch noch geknuddelt würde, aber Herrchen hält sich zur Zeit stark zurück, da er meint, ich könnte seinen Schnupfen und Husten auch bekommen.

Heute nun habe ich aber Geburtstag, und weil schon so viele Leute im MPI gefragt haben, wann ich endlich wieder mal im Büro vorbeischaue, durfte ich heute zur Feier des Tages mitgehen.
Glücklicherweise machen es einem einige Menschen sehr einfach, als toller Hund zu glänzen. So konnte ich Frauchen auf dem Weg ins Büro schon daran erinnern, wie toll pflegeleicht und erwachsen ich bin. Und das lief folgendermaßen:
Auf dem Weg von der Bahn zum Institut gibt es einige Efeubeete neben dem Fußweg, die ich immer gerne intensiv beschnuppere, da alle Damen Godesbergs morgens dort vorbeizukommen scheinen. Jedenfalls war ich heftig vertieft in mein Schnüffeln, als ein Jack Russel sich mitten auf dem Fußweg aufbaute, um mir den weiteren Weg zu versperren. Ein lang ausgedienter General in Zivil kam hinter ihm her, ohne Leine versteht sich, denn Generäle haben Stimmen statt Leinen und keinerlei Verhältnis zu bürgerlichen Regeln, da sie keine Bürger in Uniformen, sondern Soldaten ohne Uniformen sind. Dieser General adé meinte nun aber Frauchen als Befehlsobjekt wählen zu müssen, da er wohl weiß, dass sein Jack Russel morgens noch kein Hörgerät trägt. So wollte er (der Adé), dass sie mich ganz kurz an die Leine nehme, damit es zu keinen Unfällen käme, da sein Hund der Meinung sei, einen Wegezoll erheben zu dürfen.-
Ich glaube, Frauchen hätte sich richtig über den alten Deppen aufgeregt, hätte ich nicht so getan, als hätte ich heute morgen meine Brille vergessen. Den kleinen Jack Russel habe ich jedenfalls total übersehen. Und weil sich der General plötzlich wieder in Bewegung gesetzt hat, habe ich sein Holzbein dann doch nicht mit einem alten Baumstamm verwechselt. Ihr wisst schon, was ich meine, nicht? Frauchen hat am Ende ganz schön gestrahlt, und ich habe mich als Held gefühlt, denn der heldenhafte Zöllner entpuppte sich als größenwahnsinnige Miniaturwegelagerer und der ausgemusterte Hardthöhenheld als vetrottelter Pensionempfänger mit Beihilfeanspruch.
So, jetzt liege ich erstmal im Büro und lasse mir von allen, die vorbeikommen, zum Geburtstag gratulieren.

Am Wochenende kommt Herrchen endlich wieder auf die Beine, so dass wir zu Dritt einen kleinen Spaziergang machen können. Die Sonne strahlt vom Himmel, und alle Einwohner scheinen sich zum Jazzfrühschoppen auf dem neuen Markt versammelt zu haben. Mir ist die Musik aber viel zu laut, ich verkrümmel mich unter dem Tisch und verweigere jedes Foto, was damit belohnt wird, dass wir ganz schnell weitergehen in die Obstplantagen.
Weil ich hier gestern erst einmal abgehauen bin, ohne Frauchen um Erlaubnis zu fragen, muss ich heute ein paar Gehorsamsübungen machen, zB Sitz und Warte. (Bilder 3+4). Aber dann darf ich wieder über die gepflügten Felder jagen und Erde fressen (Bild 5).
Die Obstbauern haben frisch Hunderte von Holzstangen gepflanzt; ich bezweifele, dass die noch einmal anwachsen, denn sie sind unten herum voller Teerfarbe. Einmal noch versuche ich quer über das große Feld abzuhauen, um einen anderen Hund zu begrüßen, aber mein Rudel pfeift und verschwindet einfach um die Ecke, so dass ich mitten auf dem Feld umdrehen und zurückrennen muss, will ich nicht den Anschluss verpassen. Das freut wiederum Frauchen (Bilder 7+8), so dass wir alle nach einem schönen Herbstspaziergang glücklich wieder nach Hause gehen können.

Diese Herbstfarben machen fast blind (Bild 9). Die letzten grünen Blätter verstecken sich zwischen den vielen gelben, braunen, roten und ockerfarbenen. In allen Gärten brüllen die Laubsauger um die Wette. Schön, dass es im Wald keine Laubsauger gibt. So können wir jede freie Minute im Adendorfer Wald herumlaufen (Bilder 10+11). Diese Welt wäre das reine Paradies, müsste ich nicht nach jedem Spaziergang in den Garten, um mir mit der kalten Dusche die Füße sauber machen zu lassen (Bilder 12+13). Aber ich will nicht klagen, habe ich mich doch nach der Waschung rasch auf dem Rasen gewälzt. Herrchen hatte gerade die letzte Runde mit dem Rasenmäher gemacht, und entsprechend hatte ich das ganze Fell voller kleiner Grasschnipsel und Blätterbruchstücke. Da musste ich dann noch ein ganz ausführliches Fellausbürsten "erdulden" -einfach herrlich!

Wenn Herrchen die Welt um sich vergisst, dann kann ich auf Vorrat pennen. Ich hoffe nur, ich werde so alt, wie ich zur Zeit Vorräte an Schlaf gesammelt habe, denn Herrchen sitzt im Augenblick Tag ein Tag aus am Rechner. Wenn er nicht für die Schule einen Film über ein Kunsthappening schneidet oder für seine Schüler Unterricht vorbereitet, dann entwirft er eine neue Website für einen ganz tollen Maler, den wir vor zwei Wochen kennengelernt und besucht haben. Ich hatte ja gehofft, er wäre mit dem "Aktuellhalten" meiner Site einigermaßen ausgelastet, aber offenbar gibt es schon wieder neuere Programmierungsarten für das Internet, so dass er diese jetzt erlernt und erprobt, indem er eine weitere macht. Für mich als Hund bringt das nicht viel. Virtuell ist mir zu langweilig, da habe ich lieber ganz reale Abenteuer wie mein letztes Treffen mit Wuschel und seinem Hauptfeldwebel:

Wuschel stand mir mal wieder total im Weg und bellte, dass ihm die Lunge zu platzen drohte. Sein Chef hat inzwischen gelernt, dass man auch so kleine weisse Flusen am Band hinter sich herschleppen muss und nicht frei rumlaufen lassen darf, so dass ich mich einigermaßen sicher fühle vor der übergewichtigen Kampfmaschine ohne Beine. Na, auf jeden Fall möchten Monika und ich unseren Weg fortsetzen und der Feldwebel zieht seinen Wuschel auch am Strick aus dem Weg und schreit mit ihm rum, dass ich doch ein ganz lieber sei und dass er (der Wuschel) mal ruhig sein sollte.
Dieses Geschrei kenne ich nun schon drei Jahre. Aber heute hatte der Feldwebel einen völlig neuen Spruch für Monika drauf! Er grüßte und sagte dann mit einer Mine des Bedauerns: "Es hilft ja nichts mehr, Wuschel ist so schwerhörig geworden; den kann ich nicht mehr beeinflussen."- Toller Geck! Wuschel hat noch nie im Leben was verstanden, was wie ein Befehl klang, wahrscheinlich sind ihm im Laufe des Lebens alle Hörnerven zerbrüllt worden.

Wir waren jedenfalls am Wochenende wieder im Wald. Bild 14 beweist es und damit kann niemand sagen, mein Herrchen hätte mich völlig vergessen. Nicht, dass ich den falschen Eindruck erweckt hätte.

Dieses Wochenende musste ich Herrchen besuchen gehen, da er an den Tagen der Offenen Tür in seiner Schule für Beratungsgespräche zur Verfügung stehen musste und nicht mit mir durch den Wald rennen konnte. Ein paar Minuten haben wir aber trotzdem zusammen verbringen können und zwar im Fotostudio der Schule. Sein Schüler war ganz erstaunt, wie "blitzfest" ich bin. Der sollte mal auf meine Website gucken, dann wüßte er, dass ich es von Geburt an gewöhnt bin, vor einer blitzenden Kamera zu posieren. Hier also meine neuesten Fotos (Bilder 15-17).

Das war wieder eine aufgregende Woche: Zum ersten Mal ist Gene mit uns morgens zum Bahnhof gegangen (Fotos 18-21) und nach Bonn gefahren. Beim Bäcker im Hauptbahnhof habe ich noch vor im Sitzen dürfen, während Monika ein Brötchen kaufte, dann sollte ich plötzlich zur Straßenbahn mit ihr gehen, während Gene nicht mitkommen wollte. Also wollte ich mich auch nicht von der Stelle bewegen. Aber da ist er plötzlich irgendwo verschwunden, und ich bin mit Monika von dannen getrabt. Sie erzählte mir, dass Gene den ganzen Tag in Köln zu tun hätte, aber das interessierte mich nicht wirklich.
Als wir zwei aber abends wieder im Bonner Hauptbahnhof ankamen, um den Zug nach Hause zu besteigen, da stand Gene (immer noch?) dort, und wir konnten alle drei gemeinsam nach Hause fahren.- Ich glaube, mein Herrchen ist eine ganz schön treue Seele und hat nur auf mich gewartet.
Heute muss ich nun ein bisschen für eine Spiegelreflexkamera posieren, denn Gene hat sich ein solches Teil geliehen, um es zu testen. Zwei schnelle Bilder haben wir uns ja gefallen lassen (Bilder 22+23), aber als Monika fragte: "Gehen wir in den Wald?" (Bild 24), da war meine ganze Contenance dahin. (Ich kenne tolle Worte, was? Bin halt ursprünglich ein Schweizer gewesen!)

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