Das Tagebuch von Anton vom Fuße des Westerwaldes

  vor'm Michel  am Jungfernstieg  die Alterdampferflotte  in den Alsterarkaden  Blick �ber die Innenalster  die Ohren fliegen im Wind  Blick zum Rathaus  Kleckerwald  Sitz auf Baumstumpf  Krieg ich...  ...dafür ein Leckerli?  Schlammwanderer  Heidelandschaft  vor dem R�sselk�fer  M�der Wanderer  Der Notarzt ist bereit  vor der Heidschnucke  in der Seeve  Stop!  Wellness pur

<<<... Da bin ich ja nun ganz woanders unter'm Tannenbaum. Und das kam so:

Gestern abend haben wir in der Heidschnucke eingecheckt. Da war Herrchen schon mal, lange bevor die Dame an der Rezeption geboren war. Das Hotel hat er nie vergessen, weil es da u.a. einen ganz tollen Whisky in der Minibar gab. Aber vergesst das gleich wieder! Heute gibt es zwar noch die Minibars, aber da sind Gummibärchen drin und Säfte und Bier, aber nichts richtig Gutes. Heute morgen nun gab es nach dem Frühstück einen ersten Ausflug, und der begann unmitellbar unterhalb von Herrchens Taufkirche (Bild 1). Kennt jeder, auch wenn Herrchen immer noch jammert, dass er (der Michel) in grün viel besser aussah. Da freut er sich heute, dass die Patina das Kupferdach schon wieder begonnen hat zurückzuerobern.
Die Straßen hoch in die Neustadt zu seiner alten Adresse in der Brüderstraße gestaltet sich schwierig, denn die Hamburger haben in den 30 Jahren seiner Abwesenheit aus diesem Viertel mächtig viel gebaut. Die vielen alten Häuser in der Neumarktgegend gab es vor 30 Jahren unglaublicherweise noch nicht, obwohl sie gut zweihundert Jahre alt aussehen. Das ganze Viertel wurde bestückt mit klassischen alten Fassaden, die es hier vor dem Krieg gegeben hatte. Dafür sind die Trümmergrundstücke und manches wirklich alte Haus verschwunden. In der alten Filmemacherei in der Brüderstraße 17-19, in der Herrchen einst mit der stiwa-design hauste, sitzt heute ein Typ mit seinem Reisebüro.

In den Straßen hin zum Jungfernstieg und auf der Mönkebergstraße drängen sich mindestens zehn Prozent der Weltbevölkerung und zwar der Teil, der noch Geld satt hat und Weihnachtsgeschenke sucht. Aber selbst hier in den gehetzten Betrieb bleiben kühle Hanseaten stehen und machen mir Komplimente für mein tolles Aussehen! Auf dem Weihnachtsmarkt meinen Passanten sogar mir helfen zu müssen. Während ich unter einem Stehtisch liege und warte, bis der Rest des Rudels gegessen hat, werden meine Zweibeiner aufgefordert, mir doch auch ein Stückchen abzugeben. Hilft aber nix; ich krieg nix.
Über die Lombardsbrücke gehend haben wir die Innenalster umrundet, ein paar Fotopausen gemacht (Bilder 2-7) und sind schließlich wieder in die Nordheide gefahren.

Der nächste Tag bringt einen viel schöneren Ausflug, eine Wanderung durch den Kleckerwald. Bei den Heidschnucken wird geparkt, vom großen 14-ender neben dem Rüsselkäfer werde ich kurz bedroht, obwohl ich mir seine Hirschkühe nur anschauen wollte, aber dann geht die Post ab in den Wald (Bild 8). Zwar muss ich selbst im Urlaub meine Kunststücke üben, hier: Sitz auf dem Baumstumpf (Bild 9), aber dann bekomme ich bei geschickter Nachfrage auch ein Leckerli dafür (Billd 10+11). Den Rest des Weges zwischen Jesteburg und Bendestorf suche ich mir abwechselnd sandige Galoppwege und moorige Matschlachen, so dass ich als totale Sudelsau zum Hotel zurückkomme.
Aber leider haben die auch einen Gartenschlauch vor dem Haus, so dass mir auch hier das Füße waschen nicht erspart bleibt.

Heilig Abend wandern wir direkt von der Heidschnucke los (Bild 17). Schon bald kommen wir das erste Mal an die Seeve, aber ich darf nicht schwimmen gehen. Irgendwie navigieren meine Rudelführer ohne Sonne und ohne Sterne am Himmel über Feld- und Waldwege, überqueren Bahntrassen und stehen plötzlich im Süldsberg. Gene erinnert sich, hier mal zu einer Examensfeier eingeladen gewesen zu sein, irgendwann Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre. Die Gastgeberin zog es damals nach dem Examen nach Rom; ich denke, weil es damals bestimmt noch Wagenrennen im Colloseum gegeben hat.
Nach ein paar Tausend Abbiegungen im Wald rieche ich sie wieder und renne los. Mit einem Hechtsprung bin ich in der Seeve und schwimme in der Strömung, bevor irgendwer nach mir rufen kann. So kann ich erfrischt und erholt zurück waten, als ich gerufen werde (Bild 18). Ich melde mich bei meinen Zweibeinern, schüttel mich, damit sie fühlen können, wie angenehm die Seeve temperiert ist und renne auf's Neue los, als mich der Schrei "Nein" erreicht (Bild 19). Nach der Überquerung einiger mooriger Wiesen und bei zunehmendem Nieselregen finden wir endlich den ersten Wegweiser zurück zur Heidschnucke. Da gehen wir nun auch hin, ich lasse mich wieder widerwillig waschen und dann, endlich wieder auf dem Zimmer, umso lieber trocken rubbeln (Bild 19). Dieser Teil ist dann Wellness pur und ich kann in Ruhe pennen, bis auch die Zweibeiner ihre Wellnessphase hinter sich gebracht haben.

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