Das Tagebuch von Anton vom Fuße des Westerwaldes

 

Herbstfarben  Im strahlenden Sonnenschein  Endlose Wege  Isl�ndische Begegnung  Tolles Wetter  Der Renner  Im Weinberg  Hier kenne ich mich aus  Kinderkram  In einem Satz  Spaziergang...  ...in der Obstplantage  Frostschnauze  Bereit f�r Leckerli  Auch mal an der Leine  ...mit Herrchen  Im Sonnenlicht  Wieder Daheim

<<<... Wenn es nach mir ginge, brauchte man gar nicht verreisen. Sonnenschein, 6° C Grad Wärme, herrliche Düfte vom Wald, von Menschen und Tieren. Im Haus weiss ich genau, wo ich hin gehöre und was als nächstes passieren wird. Ich weiss, wann ich fast komatös unter Herrchens Schreibtisch dösen oder halbtot im Wintergarten auf der obertsen Stufe schlafen kann; ich weiss, wann ich aufgeregt werden kann, weil es gleich hinaus geht und ich mitgehen oder mitfahren darf, und ich weiss auch, wann ich mich nicht echaufieren sollte, weil ich doch zu Hause bleiben muss, um den Laden hier zu bewachen. Eigentlich gibt es nichts Schöneres in meinem Leben als die Verlässlichkeit der Routine. Wenn dieser Sonntag um ist, muss ich unbedingt einmal herausfinden, ob ich mich mit meinen vier Jahren und drei Wochen noch verbeamten lassen kann!

In den letzten zwei Wochen habe ich meinen Menschen ganz schön Rätsel aufgegen, und weil ich weiss, dass sie mein Tagebuch auch lesen, werde ich es hier natürlich nicht lüften, nur beschreiben, denn nicht nur jede Frau sollte sich ein Geheimnis erhalten, einem Berner steht das ebenso gut an.- Aber was ist passiert?
Die Menschen haben Halloween gefeiert, also nicht meine, aber halt viele andere. Das habe ich mit der Stoik meines Alters zur Kenntnis genommen und sonst nichts.
Eine Woche später aber, und da kommt dann natürlich sofort Herrchens blöder Kommentar, Berner seien nun einmal nicht die Schnellsten, eine Woche später habe ich zunächst damit angefangen, nachts aufgeregt durch das Haus zu laufen, so dass mich Frauchen oder Herrchen in den Garten entlassen haben, in der Annahme, mich drückte der Darm oder die Blase.
Ich verschwand in der Dunkelheit, legte mich hinter einen Busch und wollte nicht mehr zurück ins Haus. Wenn man mich gefunden und per Leine wieder zurückgeführt hatte, habe ich gewartet, bis alle eingeschlafen waren, und dann ging das Spiel von vorne los: nervöse Wolfsachten durch das ganze Haus laufen, in den Garten entlassen werden, verstecken, gefunden und zurückgeholt werden. Drei Nächte habe ich das durchgehalten, ohne Vollmond, ohne Bauchweh. Tagsüber habe ich mich bei meinem Büroschlaf hinter Frauchens Schreibtisch erholt, während Herrchen geschwächt mit Fieber gegen Viren und Bakterien zu Hause kämpfte.
Als Herrchen dann bestimmte, dass ich tagsüber bei ihm bleiben sollte, habe ich die Nummer mit dem Wolfsgang durch das ganze Haus glatt einen ganzen Tag durchgehalten. Ich habe die Welt, wie in den letzten Nächten, aus total verstörten Augen angeschaut, mich an Stellen im Haus versteckt, die ich zuvor noch nie zum Liegen benutzt hatte, und bin Kilometer um Kilometer durch die Räume gelaufen.
In der Nacht bin ich dann völlig erschöpft eingeschlafen. Am nächsten Tag durfte ich wieder ins Büro und in der Nacht darauf habe ich wieder normal durchgeschnarrcht.
Und warum das Ganze?- Denkt nach; ich verrate es nicht!

Herrchen ist wieder so weit hergestellt, dass er arbeiten muss, also muss er auch mit uns durch den Wald laufen. Irgendwie hat es Frauchen heute geschafft, uns Männer so durch den Wald zu führen, dass wir völlig überraschender Weise plötzlich an meinem alten Welpenübungsplatz standen. Nun war ich über drei Jahre nicht mehr auf dem Gelände; aber weil niemand da war, hat mir Frauchen das Gatter aufgemacht und ich habe ihr gleich gezeigt, dass ich nichts vergessen habe: hoch über die Kletterwände, rüber über den Schwebebalken und ab durch den Tunnel. Es hat unheimlich Spass gemacht, und ich war so schnell auf der Rückrunde, dass Herrchen den Fotoapperat kaum vor's Gesicht bekommen hat. So sind seine Bilder 8-10 nicht die schärfsten geworden, aber ich habe zeigen könne, was für eine schnelle Düse ich auch mit vier Jahren noch bin. Und zum Parcours kann ich nur sagen: Kinderkram; gelernt ist eben gelernt.

Endlich ist der Schnee da!
Nun sehe ich zum fünften Mal schon den Winter und bin genau so begeistert wie beim ersten Mal. Was die Zweibeiner klirrende Kälte nennen -lächerliche Mittagstemperaturen von 11° C minus-, finde ich ausgesprochen angenehm. Und da Herrchen so langsam seine Bakterien wieder im Griff hat, geht es heute mal zu Dritt in die benachbarte Obstplantage. Die Pfützen sind fest zugefroren, so dass ich keine Spritzmittel saufen kann, und deshalb darf ich nach Herzenslust selbstständig vor- und zurücklaufen und meine Purzelbäume im Schnee schlagen. Selbst als ich einige Hundert Meter weit weggelaufen bin, um mit einem anderen Hund zu spielen, hat mich niemand zurückgepfiffen. Es ist ein Tag, den ich mir im Kalender anstreichen muss. Wie die Bilder 11-18 zeigen, ist es endgültig vorbei mit den Herbstfarben. Deshalb werde ich für die letzten Eindrücke in diesem Jahr noch ein neues Blatt anfangen, bevor es weiter geht im Jahr 2010.

>>>