Das Tagebuch von Anton vom Fuße des Westerwaldes

 

Allabendliches Vergn�gen  volle Konzentration  tolle Haltungsnoten  absolute Spannung  sch�n Gucken  und noch mal  bombastisch stark  Thomasquelle  Fu�waschanlage  Heimkehr  knackig kalt  Kuschelorgie  zwei Gl�ckliche  toller Abend  In Detmold  Schn�ffeln im Park  Paderborner Rathaus  Paderborn  Paderborner Dom  Winterlandschaft oberhalb...  ...von Bad Driburg  Karnevalssonntag in H�xter  ...H�xter 
Anton

<<<... Jeden Abend vor dem Schlafengehen gibt es nicht nur das letzte Futter des Tages, es gibt auch immer noch die Zirkusstunde, ich hatte ja schon 2007 und 2008 davon berichtet. Ich will mich nicht wiederholen, aber es scheint an dieser Stelle sehr wichtig daran zu erinnern, wie gut ich Gehorchen kann. Ich kenne meine Routinen und ich bin bereit, immer Neues zu lernen und mit Eifer zu versuchen. Wie die Bilder 1 - 4 beweisen, beherrsche ich sogar die allerschwerste Übung, die ein Berner je erlernen kann, die totale Körperbeherrschung angesichts eines Stück Weißbrotes! Ob ich es vor die Nase gehalten bekomme, während ich Platz machen muss (Bild 1) oder bei Down (Bild 2) oder bei Sitz (Bilder 3+4), nie fahre ich mit der Nase vor, nie versuche ich das Stück zu erreichen, bevor es mir nicht akustisch mit meinem absoluten Lieblingswort -JETZT- freigegeben wird. Aber was hilft einem die täglich klaglos vollzogene Unterordnung? Der Chef nennt diese Seite trotzdem abfällig HHI.

Seit ein paar Tagen kommen in mir Frühlingsgefühle auf. Das hat nichts damit zu tun, dass das Thermometer schon wieder ab und zu Plusgrade zeigt, vielmehr berauschen mich die Düfte einiger Damen auf meinen täglichen Runden durch die Wiesen unseres Ortes. Ich kann genau riechen, dass es bald soweit sein wird. Wie ein lang geschulter Sommilier lasse ich mir die Duftstoffe durch die Nase und den Rachenraum bringen, wo ich sie mit zitterndem Unterkiefer auf der Zunge koste.
Mein ganzer Körper ist wie elektrisiert. Immer und immer wieder muss ich diesen Duft in mich einsaugen und noch einmal und noch einmal mit klapperndem Kiefer prüfen. Dann ein paar Schritte zurücklaufen, da - da an dem Strauch hängt ein Duftpartikel und dort- da drüben im Gras, auf dem Weg hier und dahinten auch. Überall will ich gleichzeitig sein, mein Hirn rast, ich rechne, wie lange es her ist, dass sie hier war, in welche Richtung sie gegangen ist, ob sie mich schon sehen mag, war sie alleine hier, war vor mir schon jemand auf ihrer Spur, kann ich sie sehen, nein, aber da war sie auch an der Laterne, ganz nahe ist sie vorbeigegangen,eigentlich müßte ich sie doch sehen können, ich muss nur noch ein bisschen mehr an der Leine ziehen, um um die Ecke schauen zu können -oder ist sie...

Mein Schädel zerplatzt mir vor Gedanken, mein Körper möchte an zehn Orten gleichzeitig sein, wie soll ich da ein blödes "Jetzt komm schon" hören können? Also bitte! Es gib doch ab und an auch mal etwas Wichtigeres, als bei Fuß zu gehen! Und dann behauptet Herrchen gleich, ich leide an chronischer HHS: hormoneller Hörinsufizienz. Die Welt ist hart.

Trotzdem werde ich jeden Abend von Frauchen zu einem schönen Spaziergang über unsere Wiesen mitgenommen. Wir tragen beide unsere Leuchtstreifen (Bild 10), so dass niemand sagen kann, er hätte uns nicht rechtzeitig gesehen. Besonders gut gefällt mir die Kälte, mein Atem dampft (Bild 11), und mein Fell hält mich warm.
Würde mich aber jemand fragen, was mir besser gefällt: Der Spaziergang durch den Ort und vorbei an Flöckchens Grundstück oder eine richtig tolle Kuschelrunde mit Frauchen im Wohnzimmer (Bilder 12-15), ich würde mir Bedenkzeit erbitten müssen. Leicht ist die Entscheidung wirklich nicht. Am besten passt mir wahrscheinlcih die marxistische Denkweise von These, Antithese und Synthese: erst Spaziergang, danach Kuschelorgie im Wohnzimmer und das geht über in Schnarchen im Traumland.

 

Und wieder sind wir vor dem Karneval geflohen. Während sich die Staftaten im Straßenkarneval zu Köln geradezu explosionsartig vermehren, ziehen wir die Ruhe der Westfalen vor. Der Schwallenhof hat uns wieder, nachdem es uns hier Weihnachten bereits unheimlich gut gefallen hatte. Wegen des Regens gehen die ersten Spaziergänge nicht in den Wald, sondern in die gepflasterten Innenstädte von Detmold und Paderborn. Herrchen ist weniger an Schlössern oder dem Dom interessiert (Bilder 15-19) als an einem guten Fotohändler, der Monika und ihm eine neue Spiegelreflexkamera in allen Kleinigkeiten erklärt. Offenbar ist es Herrchen gelungen, ein Geburtstagsgeschenk zu finden, bevor er gefragt wurde, was er haben möchte. Mir werden die Füße müde vom Pflastertreten, so dass ich die Rückkehr auf's Zimmer viel mehr genieße als sonst. Schnarchend liege ich unter dem Tisch und hebe nur kurz schlapp den Kopf, um zu sehen, ob meine Herrschaften wieder weiße Bademäntel angezogen haben. Dem ist so - und das heißt für mich, in Ruhe ein paar Stunden Nickerchen halten, der Rest des Rudels ist gut in einer Sauna oder einem Pool aufgehoben. Ja, das ist Bernerleben! Nix ist schöner!

Während sich am Karnevalssonntag die Jecken und Narren den zu leicht bekleideten Allerwertesten abfrieren, jage ich über schneebedeckte Felder oberhalb von Bad Driburg (Bilder 20+21). Auf völlig vereisten Spazierwegen führt mich mein Rudel in ein Arbitorium. Den Namen finde ich ganz schön albern übertrieben, für mich bleibt Baum Baum und solange der Stamm von der Krone immer noch unten in den Boden wächst, solange kann ich dagegen pinkeln, egal ob er nun aus Japan, Sibirien oder Afrika kommt. Wichtig ist mir nur, dass er ruhig stehen bleibt, damit ich ihm nicht auf drei Beinen hinterher hoppeln muss.
In Höxter darf ich dann wieder nicht mehr überall hin pinkeln, schließlich stehen meine Menschen neben mir und bestaunen die alten, bunt bemalten Fachwerkfassaden. Mir persönlich ist es aber völlig schnuppe, wie schön die Fassaden da oben aussehen mögen, der Geruch unten an der Ecke, wo der erste Stein oder Balken aus dem Pflaster wächst, der Geruch ist entweder faszinierend schön oder total langweilig. Das ist eben der Unterschied zwischen uns Bernern und den Zweibeinern. Die orientieren sich immer nach oben - uns reicht Augenhöhe völlig!

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