Das Tagebuch von Anton vom Fuße des Westerwaldes

 


<<< ... Filmen ist Genes Hobby und Teil seines Berufs. Deshalb muss ich auch dauernd als Darsteller vor seiner Kamera herumlaufen. Und weil das so ist, haben wir uns gedacht, dass wir einen ultrakurzen Zusammenschnitt auch mal ins Web stellen können, zumal in den letzten zwei Wochen sonst nicht viel Neues passiert ist. (Sollte der Film nicht automatisch starten, fehlt der kostenlos downloadbare Quicktime-Player.)

In Österreich kennen meine Herrschaften unheimlich viele Möglichkeiten, mit mir schwimmen zu gehen, aber hier in der Umgebung scheint das alles einfach nur verboten zu sein. Selbst die Ureinwohner kennen anscheinend keine legalen Möglichkeiten, wenn man die ersten Reaktionen auf unsere Anfrage in Dons Berner Forum anschaut. (Übrigens wer noch nicht hat, aber Interesse an Bäris hat, sollte auch da mal reinschnuppern.) Aber dann ist diese Gegend für uns Hunde ohnehin nicht so ganz einfach. Jetzt versuchen die Bauern in unserer Gemeinde, in der überall Leinenzwang herrscht und alte Leute ihren Dackel nicht mit auf den Friedhof nehmen dürfen, ein Verbot gegen freilaufende Hunde auf Feldwegen zu erzwingen. Das Problem sei, wir könnten genau das tun, was Hase und Fuchs tun und so mancher Erntehelfer auch. Da fragt sich der ungebildete Vierbeiner natürlich, wieso diese Gesellschaft eigentlich kinderfeindlich genannt wird. Sag mir doch einer mal, wo die Leute hier nicht gegen sind.

Jetzt weiss ich, warum Hundstage Hundstage heißen; diese Hitze ist ja kaum auszuhalten. Gut, dass ich inzwischen Treppen rauf- und runterlaufen kann und darf. Ich habe nämlich meinen Hauptwohnsitz in den Keller verlegt. Da verbringe ich die meiste Zeit damit, quer vor den Futtervorräten zu liegen und zu schlafen; man verpasst dort nichts Wichtiges (gibt es Wichtigeres als Futterangebote???), und es ist ausgesprochen kühl. Vor dem Mittagsspaziergang stelle ich mich schon freiwillig vor die Gartendusche. Dann wird der Bauch mit kaltem Wasser abgespritzt, ich darf aus dem Schlauch saufen, und dann laufen wir eine kurze Runde durch die Obstplantagen. Ganz lässig.

Heute habe ich Herrchen gleich zweimal positiv beeindrucken können. Wir waren den ganzen Morgen unterwegs in Geschäften und Werkstätten. Bei Fielmann musste Herrchen in einem kleinen Nebenraum seine Augen prüfen lassen, aber die Optikerin hatte schrecklich Angst vor mir und hätte mich am liebsten zurück ins Auto geschickt. Aber Herrchen hat Vertrauen gezeigt, und so etwas belohnt man: Ich habe getan, wie mir geheißen ward, ich habe vor der Tür Platz gemacht und bin nicht weg gegangen. Als sie herauskamen und im Laden die Regale durchstöberten, musste ich weiter im hinteren Teil des Ladens liegen bleiben, damit die Optikerin keine Angstzustände bekam. Also bin ich liegen geblieben. Nur ein Dreijähriger ist mir dann doch zu nah auf die Pelle gerückt, da habe ich mich hingesetzt, war gut einen Kopf größer als der Zwerg und der trollte friedlich wieder von dannen. Herrchen und die Zwergenmutter haben mich beide kräftig gelobt ob meiner Ruhe.- Im nächsten Geschäft wollte Herrchen mit einer unbezahlten Ware kurz zum Auto, um zu sehen, ob sie passt. Also hat er mir vor der Kasse gesagt, ich solle dort sitzen bleiben und warten. Er nannte mich Pfand. (Ich sag's ja, die Hitze. Selbst unsere Briefträgerin weiss, dass ich Anton heisse, nicht Pfand!)- Also habe ich gesessen und gewartet, bis er mich gerufen hat. Als die Verkäuferin hörte, dass ich noch keine neun Monate alt bin, sagte sie, dass ich toll gehorche und ein ganz schönes Kalb sei.

Ich liege jetzt wieder im Keller; muss mal nachdenken, was mit diesen Zweibeinern los ist, einer nennt mich Pfand, die andere Kalb. Muss die Hitze sein: 35 Grad im Schatten. >>>