Anton vom Fuße des Westerwaldes

<<< ... Auch der schönste Unterordnungskurs kommt einmal zum Ende und dann heißt es, die Prüfung zu bestehen. Am Donnerstag haben wir noch einmal ganz toll geübt, und ich habe mich vorbildlich benommen, bis ich einen Geruch in die Nase bekam, der mich doch sehr irritierte: Gene. Irgendwo im Gebüsch neben dem Gelände mußte er sein, aber sehen konnte ich ihn nicht, also Jaulen und Fiepsen und Gucken. Monika aber wollte mit den übrigen weiter trainieren, und so mußte ich gehorchen bis zum bitteren Ende dieser Abendstunde. Danach tauchte dann aber wirklich Gene aus dem Gebüsch auf, und ich durfte ihm meinen Lieblingsteil zeigen, den Parcours über das A (Bilder 2 + 3), durch den Tunnel (kein Bild, denn da ist es schwarz drinnen) und über den Schwebebalken (Bild 4). Das kann ich jetzt alles aus dem FF!
Danach dann noch rasch angeben mit "Sitz" und "Platz" aus der Bewegung und auf Entfernung und das ruhige Warten, bis jemand ein Einsehen hat und wieder zu mir zurück kommt.
Die Generalprobe hat auf jeden Fall sehr gut geklappt, nun wird der Samstag zeigen, ob ich auch dem Stress der Prüfung gewachsen bin.

Samstag, 16:00h, Prüfung. Der Platz liegt im Sonnenschein des Altweibersommers. Die Gruppe ist angetreten, d.h. 70 % sind gekommen, einigen sind die Nerven vielleicht schon vorher davon gelaufen. Außerdem sind zwei unserer drei Übungsleiter auf dem Platz und -oh Schreck- ein Fremder: der Prüfer.
Nach der Begrüssung mußten wir gleich den Platz verlassen und uns in das Getümmel von Passanten und Radfahrer begeben. (Ich habe keine Ahnung, wer das organisiert hatte, aber fremde Hunde und Pferde kamen in der nächsten Stunde ausnahmsweise nicht vorbei!) Wir mußten einzeln aneinander vorbei gehen und ablegen und halt die üblichen Tricks vollführen, bevor wir wieder zurück auf den Platz durften.
Dort waren Monika und ich dann gleich die zweite Paarung: wir mußten Fuß gehen, Kehrtwendungen, Links- und Rechtskurven laufen, Sitzen und Sitzen bleiben, Platz mit Abrufen und durch die Gruppe laufen machen, bevor ich mich dann ablegen mußte, um der anderen Paarung zuzuschauen. Ein kleines Extra war, dass eine unserer Teilnehmerinnen läufig war, aber Monika hat mich nicht von ihrer Seite gelassen. Unterwegs hatten wir ein kleines Missverständnis, die Übungsleiterin sagte Monika, wo ich aus dem Lauf heraus Platz machen sollte, Monika fragte laut nach, ob sie PLATZ gesagt habe, und ich bin vorsichtshalber gleich mal flach auf den Bauch geklatscht. Alle haben hinterher darüber gelacht, nur Monika hat später Tränen in den Augen gehabt, als die Übungsleiterin sagte: "Man muss weit gehen, um so einen gut erzogenen Berner Sennenhund zu treffen!" und der Prüfer verkündete, dass Monika und ich die Besten am heutigen Tag waren. So haben wir unsere Urkunde mit Bild bekommen (Bild 7), und Monika hat sogar noch eine neue Leine für ihre Spaziergänge mit mir geschenkt bekommen. Also alles bestens, ein toller Tag!

Beim Züchter hatte ich gelernt, dass Zeitungen zerreissen einen richtig tollen Spaß macht. Da ist es natürlich kein Wunder, dass ich gerne an den Zeitungsständer gehe und mich bediene, wenn niemand außer mir im Haus ist. Leider wissen das meine Menschen natürlich auch, und da sie meinen, die Zeitung nach mir nicht mehr lesen zu können (die stellen sich nur an, andere Leute zahlen viel Geld für Puzzles!), verschließen sie die Tür, bevor sie gehen.
Heute habe ich aber eine offene Tür gefunden und neue Beute machen können: eine Metalltube mit Handcreme.
Als Gene aus der Schule kam, hatte er keine Ahnung, was die bunten Metallstückchen auf dem Teppich zu bedeuten hatten, es sah fast aus wie viele kleine Schmuckstücke. (Von der Creme hat er ja nichts wissen können, die hatte ich mir schmecken lassen, vgl. Bilder 8 + 9)
Glücklicherweise war er nicht sauer, hat mich nur lange ignoriert und ist gleich zum Telefon gegangen. Gespräch mit Monika und danach die Gewissheit, es dürfte eine Handcremetube gewesen sein (Hätte ich ihm ja sagen können, aber er wollte mich ja ignorieren!) Der Tierarzt beruhigte erstmal und empfahl Sauerkraut und Abwarten und Beobachten. Dann endlich sprach Gene auch mal mit mir. Wir sind gemeinsam in die Obstplantage gegangen, wo ich dann gleich mal meine Stuhlprobe abgab. Zum ersten Mal in langer Zeit schien sich Gene sehr dafür zu interessieren. Dann sind wir einkaufen gefahren, und als wir zurück gekommen waren, habe ich eine Sondermahlzeit bekommen, eine große Dose gewässertes Sauerkraut. Ich habe sofort alles aufgefressen, weil ich ja wußte, dass ich eigentlich mittags nichts zu fressen bekomme und dies also nur ein Irrtum sein konnte. Aber danach habe ich mich ganz schön geärgert, denn da hat Gene Monika erzählt, dass er auch noch eine billige Leberwurst für mich gekauft hatte für den Fall, dass ich das Sauerkraut nicht fressen mochte. Naja, soll er das Gammelfleischprodukt ruhig selber fressen. Ich habe jetzt eine volle Wampe und leg mich erst einmal auf's Schlappohr.

Die kritischen 48 Stunden sind überstanden. Das erste Sauerkraut habe ich ganz normal "verdaut", habe dabei auch noch ein paar winzige Metallteile aus meinem Bauch entlassen, aber danach hätte ich gerne etwas Deftiges zu fressen gehabt. Doch der Tierarzt empfahl noch einmal eine Portion Sauerkraut. Ich bin ja nun einmal ganz deutlich nördlich vom Weißwurstäquator geboren worden und deshalb lasse ich mich auch nicht jeden Tag mit Sauerkraut beglücken. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich also das Fressen verweigert. Und mit Erfolg! Schwupp kam nämlich die billige Leberwurst aus dem Kühlschrank, wurde mit den Händen richtig tief ins Kraut geknetet, als ginge es darum, einen Strudelteig zu machen und Zack bekam ich mein neues Lieblings-fressen: Sauerkraut mit Leberwurst! Gene behauptet zwar, Bratkartoffeln mit Erdbeermarmelade schmeckt besser, aber das glaube ich erst, wenn ich es zu fressen bekomme. Bis dahin will ich nur noch Sauerkraut mit Leberwurst!!! >>>

Das Tagebuch von Anton vom Fuße des Westerwaldes